Web-Usability – Don’t make me think!
Was bedeutet „Web usability“?
Unter web usability versteht man, bei der Erstellung von Webseiten die für den Nutzer optimale Gestaltung zu wählen und damit die Seiten optimal für den Besucher nutzbar zu machen.
Was web usability nicht ist
Es gibt keinen „einzig richtigen Weg“ für Webdesign.
Sozusagen „Die Wahrheit“ über die „richtige“ Webseite – weil es keine einzig „richtigen“ Weg gibt, Webseiten zu designen.
Einmal gemacht – für immer perfekt.
Eine Internetseite sollte immer in Bewegung bleiben. Sich den neuesten Produkten und Informationen des Unternehmens anpassen, versuchen für die Besucher sowohl aktuell als auch übersichtlich zu bleiben.
Sich immer feiner an die Ansprüche der Kunden anzupassen, auf die Bedürfnisse der Kundengruppe einzugehen, die man haben möchte.
Ist die Internetseite oder der Shop für die Besucher gut zu finden und zu navigieren, sollte er es auch für die Suchmaschinen sein.
Don’t make me think
Was soll man tun, damit die Webseite / der Shop für die Besucher einfach zu benutzen ist?
Die Antwort ist ganz einfach: zwing die Besucher nicht zum nachdenken.
Das meint, dass die Seite sich selbst erklären sollte, einfach Abläufe haben sollte.
Offensichtlich, selbst-erkundbar sein sollte.
Man sollte in der Lage sein, es „zu bekommen“, wofür man die Seite aufgesucht hat – was es ist und wie man es gebrauchen soll.
Alle möglichen Sachen auf einer Webseite können uns zum Stoppen und unnötigen Nachdenken bringen.
Gutschein-Code als Einkaufs-Stopper
Zum Beispiel die Abfrage nach einem Gutschein-Code am Ende einer Bestellung im Shop.
Geben Sie hier Ihren Gutschein-Code ein:
Der Nutzer, der so weit ist dass er sich entschlossen hat etwas zu kaufen, wird am Ende der Bestellung gestoppt und zum Nachdenken gezwungen: hab ich mal einen Gutschein-Code bekommen? Wo hab ich den hin? oder Warum hab ich keinen? Finde ich einen im Netz und kann ich dann sparen?
Im ungünstigsten Fall springt mir der Käufer nun ab, surft durch das Netz auf der Suche nach einem Code und ist im nachhinein übel gelaunt, weil er denkt er hätte einen Vorteil verpasst. Im schlimmsten Fall kauft er bei einem anderen Anbieter.
Warum die ganze Aufregung? Nur wegen einem unwesentlich scheinenden Gutschein-Code am Ende des Bestellvorganges…
Die typischen Feinde der web usability sind:
- Links und Buttons die nicht klickbar sind
- Links und Buttons die nicht offensichtlich klickbar sind
- Links und Buttons die klickbar sind und uns nicht dahin bringen was die Besucher dachten wo sie sie hinbringen
Weitere unnötige Quellen von Fragezeichen im Kopf der Benutzer sind firmenspezifische Begriffe, technische, nicht allgemein bekannte Namen für Sachen sowie Marketing-Begriffe.
Als Besucher sollte ich nicht eine Milisekunde Zeit damit verschwenden müssen, darüber nachzudenken, ob die Dinge klickbar sind oder nicht.
Worauf sollte der Nutzer einer Webseite keine Zeit verschwenden müssen:
- Wo bin ich?
- Wo soll ich anfangen?
- Wo haben die … ?
- Was sind die wichtigsten Sachen auf dieser Seite?
- Warum haben die das so genannt?
Warum ist das so wichtig?
Im Internet ist die Konkurrenz immer nur einen Klick weg.
Seiten selbsterklärend zu gestalten ist so wie eine gute Beleuchtung in einem Laden: es macht dass alles besser aussieht.
Wenn man eine Seite nutzt, die uns nicht über unwichtige Sachen nachdenken lässt, spart das unsere Energie, unsere Laune und unsere Zeit.
Wie das Internet benutzt wird
Was die Nutzer die meiste Zeit machen ist, einen Blick auf die Webseite zu werfen, etwas Text zu scannen und dann auf den ersten Link zu klicken der ihr Interesse geweckt hat oder vage das verspricht nach dem sie suchen.
3 Fakten über den echten Gebrauch von Web-Seiten
Fakt 1: Wir lesen sie nicht. Wir scannen sie.
Einer der wenigen gut dokumentierten Fakten des Internet ist, dass die Internet-Nutzer sehr wenig Zeit darauf verwenden im Internet richtig zu lesen. Stattdessen werden die Seiten nach Wortern oder Sätzen die uns interessieren gescannt.
Natürlich gibt es hiervon auch Ausnahmen wie Nachrichten, neue Geschichten, Produktbeschreibungen. Aber selbst dann, wenn das Dokument länger als ein paar Absätze ist, drucken wir es lieber aus und lesen es auf Papier statt am Bildschirm.
Warum scannen wir Texte?
- Wir haben es gewöhnlich eilig.
Oft ist die Nutzung von Webseiten davon geprägt Zeit zu sparen. Als Ergebnis verhalten sich Nutzer wie Haie: sie müssen sich bewegen oder sie sterben. Wir haben nicht die Zeit mehr zu lesen als notwendig ist.
- Wir wissen, dass wir nicht alles lesen müssen.
Auf vielen Seiten sind wir nur an einem Teil dessen interessiert von dem was vorhanden ist. Wir schauen nur auf die Teile, die zu unseren Fragen passen oder uns interessieren und der Rest ist irrelevant. Scannen ist wie wir die relevanten Teile finden.
- Weil wir es können.
Wir verbringen viel Zeit unseres Lebens damit Zeitungen, Broschüren, Magazine und Bücher nach den Teilen zu durchsuchen die uns interessieren. Und wir wissen dass es funktioniert.
Fakt 2: Wir machen nicht die optimale Auswahl. Wir geben uns zufrieden.
Wenn wir eine Webseite erstellen, gehen wir davon aus, dass der Nutzer sich einen Überblick über alles vorhandene schafft und dann das Beste auswählt.
In Wirklichkeit jedoch wählen wir die meiste Zeit nicht die Beste Option. Wir wählen die erste begründbare Option, was uns befriedigt. Sobald wir einen Link finden, der aussieht als könnte er uns dorthin bringen nach dem wir etwa suchen, besteht eine sehr hohe Chance, dass wir ihn anklicken.
- Wir sind gewöhnlich in Eile: „Optimale Auswahl ist hart und braucht viel Zeit. Befriedigende Auswahl ist effizienter.“
- Falsch liegen ist nicht schlimm und wird nicht bestraft. Es ist im Web nicht Schlimm den falschen Link zu nehmen und braucht nur ein oder zwei Klicks auf den Zurück-Button. Natürlich setzt das voraus, dass sich die Seiten schnell aufbauen. Wenn nicht, müssen wir unsere Wahl vorsichtiger machen – auch einer der Gründe warum Nutzer eine langsame Seite nicht mögen.
- Optionen abzuwägen erhöht unsere Chancen kaum. Auf schlecht designten Seiten nach der optimalen Lösung zu suchen hilft auch nicht weiter. Wir steigen lieber aus und nützen den Zurück-Button.
- Raten macht mehr Spaß. Es ist weniger Arbeit als abzuwägen. Und wenn man richtig rät ist man schneller.
Fakt 3: Wir wollen nicht ergründen wie Sachen funktionieren. Wir wursteln uns durch.
Mein Lieblings-Beispiel ist, dass Leute in die Suchleiste der Suchmaschinen die ganze Internetadresse eingeben. Jedes Mal wenn Sie hinwollen. Nicht nur das Erste mal um sie zu suchen. Wenn man sie fragt warum sie das machen, ergibt sich, dass sie denken die Suchmaschine IST das Internet und das wäre der Weg es zu gebrauchen.
Und durchwursteln ist nicht auf Anfänger begrenzt. Sogar technisch wissende Nutzer haben oft überraschend grosse Lücken im Wissen darüber wie Sachen funktionieren.
Warum ist das so?
- Es ist uns nicht wichtig. Wir müssen nicht von allem verstehen wie es funktioniert um es gebrauchen zu können. Es ist kein Fehlen von Intelligenz, sondern ein Fehlen von Interesse.
- Wenn wir etwas finden das funktioniert, machen wir es. Wir suchen nicht weiter nach etwas noch besserem. Wenn wir über etwas besseres stolpern nehmen wir es, aber wir suchen selten weiter.
Was ist wenn die Nutzer „es bekommen“?
Die Nutzer entdecken mehr von den Seiten. Die Chance ist größer, dass man sie dorthin lenken kann, wo man sie hinhaben will. Sie fühlen sich wohler wenn sie „die Kontrolle“ haben, wissen wo sie sind und wie sie dorthin gefunden haben.
Webdesign 2.0
Es gibt 5 wichtige Punkte um sicherzustellen, dass Nutzer so viel wie möglich von der Webseite sehen und verstehen:
- eine klare visuelle Hierarchie auf jeder Seite
- den Vorteil von Richtlinien nutzen
- die Seiten in klare und übersichtliche Bereiche einteilen
- es offensichtlich machen was klickbar ist
- den „Lärm“ minimieren
Eine klare visuelle Hierarchie auf jeder Seite
Um so wichtiger etwas ist, um so prominenter sollte es sein. Zum Beispiel die wichtigen Überschriften sollten auch grösser, dicker sein, in einer bestimmten Farbe, mit mehr Zwischenraum abgesetzt oder weiter oben auf der Seite. Oder eine Kombination aus allem.
Den Vorteil von Richtlinien nutzen
In einem bestimmten Alter unserer Jugend haben wir alle gelernt Zeitung zu lesen. Nicht die Wörter, sondern die Richtlinien.
Wir haben zum Beispiel gelernt, dass der Satz in grosser Schrift oben drüber gewöhnlich die Überschrift als Zusammenfassung von dem Text darunter ist. Und das der Text unter einem Bild gewöhnlich eine Beschreibung ist, die mir sagt was auf dem Bild ist oder – in sehr kleiner Schrift – die Information wer das Bild gemacht hat.
Das Internet hat eine Menge dieser Richtlinien, viele davon stammen aus den Zeitungen.
Sie sind sehr nützlich, werden aber erst effektiv, wenn sie auch funktionieren. Gut angewendete Richtlinien helfen den Nutzern ohne viel Aufwand die Seite zu erkunden und das zu finden was sie suchen.
Die Seiten in klare und übersichtliche Bereiche einteilen
Die Einteilung der Seiten in einfach definierte Bereiche ist wichtig, weil sie es dem Nutzer erlaubt sich schnell zu entscheiden welcher Bereich der Seite für ihn wichtig sind und welcher Bereich ignoriert werden kann. Die vorhandenen Studien (Eye Tracking) über „Web Page Scanning“ zeigen, dass sich die Nutzer sehr schnell entscheiden ob eine Seite etwas für sie „wichtiges“ bietet.
Es offensichtlich machen was klickbar ist
Ein grosser Teil der Internetnutzer ist auf der Suche nach dem nächsten Klickbaren Link. Es ist also wichtig es gut sichtbar zu machen, was klickbar ist und was nicht.
Den „Lärm“ minimieren
Es gibt zwei Arten von Lärm im Internet:
- Busy-noise: Wenn alles auf einer Seite einen zum Probieren und Klicken einlädt, kann man sich wie im Sumpf fühlen. Der Effekt kann umwerfend sein: wenn alles auf der Seite meine Aufmerksamkeit haben will, ist das grosser „Lärm“.
- Hintergrund-Lärm: Einige Seiten sind wie eine Cocktail-Party; keine Quelle ist laut genug meine Aufmerksamkeit zu bekommen, aber die vielen kleinen Quellen von Lärm machen einen fertig.
Unnötige Wörter vermeiden – warum weniger Text mehr ist
Wenn ich auf die meisten Webseiten sehe, erschrecke ich davor, wie viele Wörter dort nur Platz belegen, weil niemand sie jemals lesen wird. Und nur dadurch dass sie da sind, geben sie einem das Gefühl man sollte sie lesen um zu verstehen was hier los ist.
Steven Krug’s 3. Gesetz der web usability:
„Get rid of half the words on each page, then get rid of half of what’s left.“
Vorteile
- es reduziert den Lärm der Seite
- es macht den nützlichen Inhalt sichtbarer
- es macht die Seiten kürzer, erlaubt den Nutzern mehr von jeder Seite auf den ersten Blick zu erfassen ohne zu scrollen
„Herzlich willkommen“ muss sterben
Wir alle erkennen den sogenannten „happy talk“ wenn wir es sehen: es ist der Einführungs-Text, der uns auf der Seite willkommen heisst und erzählt uns wie großartig alles ist. Oder er erzählt uns wo wir sind und was wir hier jetzt sehen.
Wenn du nicht sicher bist, ob etwas „happy talk“ ist oder nicht, mach doch einen Selbst-Test: Wenn man genau hinhört während man es liest, kann man einen kleine Stimme im Kopf hören, die sagt „Blah blah blah blah blah blah blah …“.
Happy talk ist wie Small talk – inhaltslos. Viele Nutzer wollen keine Small-Talk, dafür ist ihre Zeit zu wertvoll. Sie wollen direkt zum „Fleisch“. Wenn man kann, sollte man so viel wie möglich von diesen Texten entfernen.
„Anleitungen“ müssen sterben
Die andere Hauptquelle von unnötigen Wörtern sind Gebrauchsanweisungen. Das Hauptding, dass man über Gebrauchsanweisungen wissen muss, ist, dass niemand sie lesen wird.
Die Sachen sollten sich so weit wie möglich selbst erklären. Wenn eine Anweisung unbedingt notwendig ist, sollte sie so kurz wie möglich sein.